Freitag, 5. August 2016

Einmal hin, ohne zurück, vorerst...

30.Juli 2016, 08:07 Uhr

Ok, nun beginne ich noch einmal von vorn, mein erster Versuch hatte kurz zuvor beschlossen, nicht zu bleiben.

Nach einem nicht unbedingt stressarmen Beginn, einer überstürzten, eiligen Fahrt zum Bahnhof stellte sich sehr bald heraus, welche wichtige Rolle die Hinfahrt zur Einsatzstelle bereits einnimmt. Der Erfahrungsreichtum, der bereits durch diese Reise einen kleinen Prozentsatz meines Freiwilligendienstes bereichert hat, ist enorm.

Während sich ein Flug sicher zeit- und aufwandtechnisch besser zur Anreise eignen würde, stand mir eine 20-stündige Busreise bevor, zum einen mit dem Vorteil der beinahe uneingeschränkten Gepäckmitnahme, zum anderen und wesentlich größeren jedoch die verschiedenen Menschen, die an dieser Stelle aufeinander treffen. Um internationale Kontakte zu knüpfen ist es nicht zwingend notwendig, das Land zu verlassen, es erfordert lediglich eine Fahrt mit einem internationalen Busunternehmen, wie beispielsweise EuroLines.

Meine erste Bekannstschaft war eine Couch-Surferin aus Montenegro. Sie war mit einer Gruppe verschiedenster Leute (Indonesien, China, Montenegro, Polen...) auf Europa-Städtereise, Krakau, Prag und nun Berlin. Das Gespräch erforderte nun erstmals in diesem Jahr meine bisher im Praktischen praktisch ungenutzten Englischkenntnisse. Und ich wurde positiv überrascht: ein Reichtum an Gesprächsthemen, Offenheit und ein natürlicher Umgang mit den Worten, trotz beidseitigen Fehlern bildeten die Grundlage für eine interessante Unterhaltung. Ich erfuhr viel über ihr Land und ihre Begeisterung fürs Couch-Surfing und die Geschichten, die mit dieser sehr persönlichen Art zu reisen verbunden sind, das das Eintauchen in die neue Kultur auch mit kurzem Aufenthalt ermöglicht.

Meine zweite Reisegesellschaft war ein Biochemie-Student aus Berlin, der für ein Auslandspraktikum nach Kopenhagen reiste und noch nicht wusste, unter welchen Umständen er die nächste Nacht verbringen würde. Er gab mir freundlicherweise etwas von seinen mobilen Daten, so dass ich trotz des im Bus natürlich wieder nicht funktionierenden WLAN das Internet nutzen konnte und so eine Möglichkeit hatte, die ungemütliche und schlaflose Nacht im Bus interessanter zu gestalten.

Um 4 Uhr am Morgen folgte die Fahrt mit der Fähre. Es war gerade so weit, dass selbst ich so müde war und hätte möglicherweise einschlafen können, hätten nicht alle Passagiere die Fahrzeuge verlassen müssen. So standen wir in der lauen Nachtluft auf Deck und konnten beobachten, wie der Himmel sich bereits lichtete. Müdes und doch gespanntes Schweigen beherrschte die Stimmung der Reisenden, umgeben von den mächtigen Türmen der Fähre und der Weite des Wassers.

7:25 Uhr fuhr der nächste Bus weiter von Kopenhagen, oder København, wie es dort überall zu lesen war. Ich kam jedoch schon mehr als 1,5 Stunden davor an. Ich verbrachte die Zeit auf meinen viel zu großen und unhandlichen Gepäckstücken und beobachtete, wie sich langsam die Haltestelle lehrte, wieder füllte und lehrte, wenn ein weiterer Fernbus das Terminal erreichte oder verließ. Einer fuhr nach Prag über Dresden, die selbe Strecke zurück, die ich gekommen war und ich ertappte mich bei dem Gedanken, was wohl wäre, wenn ich dort einfach wieder einsteigen würde.

Unter großem Chaos, mit vielen Menschen, Familien wie Geschäftsreisenden, Studenten und ganzen Klassen wurden Busse be- und entladen, verschiedenste Sprachen, von arabisch über französisch bis deutsch und natürlich dänisch, schwedisch und norwegisch strömten aufeinander und übereinander.
Und schon wieder neue Menschen, neue Bekanntschaften...

10:42 Uhr
Der erste Eindruck nun erst einmal von der schwedischen Landschaft. Ewige Weiten, Felder und Felsen, die verborgen von Birken und Kiefern hervorschauen, Seen, tiefblau und von Schilf umgeben.
Auf den Wiesen stehen oft einige Pferde oder große rote Schilder, die mit großem gelbem M zu McDonald's einladen. Und jedes zweite Auto mindestens ist ein Volvo, mal sehen, ob sich das Bild hinter der norwegischen Grenze noch einmal wandelt.
Laut der im Bus angebrachten Anzeige herrschen 19 ℃, doch sicher draußen, drinnen ist nach meinem Gefühl auf ein wesentlich Kälteres klimatisiert, ich bin dankbar für die eingepackte Wolljacke, schon jetzt.
Der Bus wird nun größtenteils von einer dänischen Mädchenklasse auf Ferientrip bevölkert, zum Schutz vor den tausenden durcheinander sprechenden Menschen trage ich Kopfhörer und höre Django Reinhardt und doch dringt die Sprache an mein Ohr, die mir so vertraut und fremd zugleich scheint...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen